Samstag, 2. Dezember 2006
Besuchen sie Polen!
Aber erwarten sie nicht auf Verständnis zu stoßen! Das Problem hatte ich des nachts mit Carsten der, extra aus Berlin angereist, dann kurz vor zwei Uhr einfach mal nicht mehr in's Wohnheim kommen dürfen sollte. Man müsse Gäste ja schließlich anmelden meinte die tolle Pani an der recepcja. Toll! Hab' ich doch du Flitzpiepe! Dumm nur, wenn mal wieder die Kommunikation zwischen administracja und recepcja überhaupt nicht funktioniert. Dabei sehe ich mich noch samt perfekt ausgefülltem Antrag in das betreffende Büro schlendern und sogar nachfragen, ob alles so seinen Gang ginge ... hätt' ich mal lieber noch gefragt, ob auch klar ist, dass dies nicht etwa nur ein virtueller Antrag ist, sondern dass der Gast auch wirklich (so richtig in natura) da sein wird. Boah!
So jetzt ist der Dampf abgelassen. Jetzt geht's mir erst mal wieder besser. Mal sehen ob wir heute abend mehr Glück haben und sie Carsten diesmal ohne großen Aufstand reinlassen und nicht alles mit einer derart beleidigten Miene wie gestern ...
... aber ansonsten ist Polen immer noch total toll ;-)

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Freitag, 1. Dezember 2006
Polnische Ämter ...
... sind eigentlich wie die deutschen. Erst muss man suchen, wo man eigentlich seine temporäre Aufenthaltsgenehmigung beantragen muss. Dann wird man durch die eine Hälfte des Gebäudes geschickt, um einen (!) Zloty Barbeitungsgebühr zu zahlen. Da hat man schon mindestens zwei Zloty an Nahrungsmitteln verbraucht - für die aufgebrachte Energie beim Laufen. Wieder zurück wird einem dann - allerdings sehr freundlich und bestimmt - eröffnet, dass von dem Antragsformular selbständig drei Kopien zu machen seien. Dumm nur, wenn der einzige Ksero (Kopiershop) im Hause ausgerechnet an diesem Tag nicht geöffnet hat.Das Wojewodschaftsamt: beeindruckend und durchaus einschüchternd.Also wieder zurück, diesmal durch die andere Hälfte des Gebäudes. Protzbau! Frühes 20. Jahrhundert? Egal. Nun also der Frau im Büro klarmachen, dass der Kopierer nicht funktioniert. Verstanden. Dobrze (gut). Noch ein Weilchen warten, weil sich irgendwelche gar nicht Polnisch sprechenden Deutschen wieder mal vorgedrängelt haben. Ich hab's zumindest versucht und, obwohl man mir irgendwann in einem Mischmasch aus Englisch und Deutsch antwortete, konsequent schlechtestes Polnisch geradebrecht. Aber ich wurde verstanden. Yes!
Und kaum hat man sich's versehen - schon war es vorbei und (Daumen drücken!!!) in angeblich einem Monat kann ich schon meine Karte abholen. Das war ja einfach ... *

*Abgesehen von dem Fakt, dass man neben Europäischer Krankenversicherungskarte, Reisepass, Meldebestätigung des Wohnheims, Immatrikulationsbescheid der Uni und sechs Seiten Antragsformular auch noch Kopien von allem dabei haben musste. Aber immerhin keine Passfotos mehr. Puh!

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Sonntag, 26. November 2006
Handball. Endlich!
Juhu! Nach langer Durststrecke bin ich endlich wieder mal mit Handball in Kontakt gekommen. Leider vorerst nur als Zuschauer, aber immerhin EKSTRALIGA. Also die erste Liga in Polen. Und dann auch gleich noch der Tabellenführer aus Lubin gegen die leider etwas abgeschlagen auf dem vorletzten Platz liegenden Mannen von Slask ("Schlonsk") Wroclaw.
Bis zur Halbzeit haben die Jungs aus Wroclaw auch ordentlichen Kampf geboten. Da stand es 15:15. Allerdings hatten sie noch in der drei Minuten vor Ende des ersten Durchgangs mit 15:11 geführt. Letzlich reichte es nur zu einem 29:34, trotz eines verdammt gut aufgelegten russischen Torhüters und eines Halbrechten, der immerhin zwölf Buden machte - aus allen Lagen. Hat nicht sollen sein, Lubin war einfach zu abgeklärt, aber wir bekamen für unser nicht gezahltes Geld (irgendwie war keine Kasse zu finden) soliden Handball - ich sag' mal oberes Mitteldeld 2. Bundesliga - geboten. Handball der (polnischen) Spitzenklasse in der Hala "Orbita", Wroclaw.Manchmal kam in ungefähr zu einem Drittel gefüllten Halle sogar mal Stimmung auf. Die ganzen Halbstarken auf der Gegentribüne hat es wenig gestört. Die sangen die ganze Zeit unglaublich stimmbrüchig (will nich sagen schief) alte Klassiker aus Fußball- und Handball-Arenen. Ach ja, die heiße Schokolade aus dem Automaten war auch ganz lecker. Bier haben wir gar nicht erst gesucht.
Ob des munteren Treibens auf der Platte packte Wiebke und mich doch gleich wieder das Fieber. Ich will auch!!! Dumm nur, dass das Knie halt nicht so will. Das verlangt beständig nur nach Voltaren. Na ja, irgendwann sollte man vielleicht doch mal einen Arzt aufsuchen ...

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Freitag, 24. November 2006
Lesen in gepflegter Umgebung
Leicht kann der Eindruck entstehen, ein Erasmus-Aufenthalt bestünde im Wesentlichen aus dem übermäßigen Konsum von Alkohol, dem Besuch von Konzerten und der losen aber steten Abfolge von irgendwelchen, meist selbstverschuldeten Katastrophen. Gegen diese Einschätzung ist auch im Grunde nicht viel einzuwenden. Es gibt aber auch immer wieder Momente, in denen besinnt man sich des eigentlichen Grundes seines Aufenthaltes.
Lesesaal im Philologischen Institut Die Projektkursarbeit ist jetzt endlich fertig und hoffentlich mit der deutschen Post auf dem Weg nach Berlin. Die polnische Briefbeförderung stockt etwas, die Briefträger haben gerade keinen Bock auf Arbeit und streiken - Genaueres darüber weiß ich leider noch nicht, denn mein Interesse an der Thematik war bisher ähnlich begrenzt wie meine Polnischkenntnisse, die ein genaueres Verständnis des diesbezüglichen Zeitungsartikels verhindert haben. In jedem Falle ist nun noch mehr Zeit sich in die Arbeit für die diversen Seminare zu stürzen. Das war auch exakt das, was wir heute zur Abwechslung mal taten. Damit das Ganze auch angemessen von statten gehen konnte durfte es natürlich nicht irgendein Lesesaal sein, der über unseren seligen Schlummer auf den Büchern wachen durfte. Es musste der Saal im Philologischen Institut in der ulica Nankiera sein! Ein Saal im Sinne des Wortes, leider auch etwas hellhörig. Allerdings nur, wenn sich die pani (Frau) von der Aufsicht mit einem älteren Kollegen unterhält. Da Männer ja bekanntlich nur flüstern können oder eben laut reden aber nichts dazwischen ... na ja, ich hab' nicht kapiert worum es ging. Aber zum Glück musste ich nicht das schnell nachgeschlagene "Halt dein Maul!" (Trzymaj pysk! - Vorsicht: Wortwörtliche und deshalb falsche Übersetzung!) anwenden. Ein feundlicher und ebenfalls leicht angenervter Pole kam mir zuvor. Allerdings fand er Worte der Versöhnung und des Kompromisses. Vorbildlich! Pani und pan (Herr) verzogen sich darauf in die hinteren Gemächer und ihr Gespräch war fortan nur noch als monotones Grummeln zu vernehmen. Ruhe.
Direkt am Saal angrenzend gab es auch eine kleine Handbibliothek mit Nachschlagewerken (auch deutschen und englischen) aus den letzten Jahrzehnten und sogar einem Adressbuch von Breslau aus dem Jahre 1875. Lag einfach so im Regal, ein bisschen vernachlässigt aussehend aber im Original. Hätte nicht gedacht, so etwas einfach im Freihandbereich zu finden.

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Montag, 20. November 2006
Samotnia* und doch nicht einsam ...
... denn immerhin waren wir ja gut vierzig Leute! Und das auf einer Hütte mitten im Karkonosze (zu deutsch: Riesengebirge) nahe Jelenia Góra. Von Freitag bis Sonntag gaben wir uns endlich auch mal ein wenig Natur. Die Samotnia-Hütte liegt malerisch an einem See, nahe des Sniezka (Schneeball; früher "Schneeeeeee - koppe"). Letzterer war auch das Hauptausflugsziel am Samstag und stellte uns nicht ernsthaft vor Probleme. Nur der Wind war dann im Schatten doch leicht anstrengend, weil kalt. Gesäßkalt! Gut, dass da bei unserer Rückkehr in die Hütte die Duschen nur kaltes Wasser auf die geschundenen Körper spieen. Zumindest auf die derer, die es wieder nicht erwarten konnten. Immerhin war besagten Personen danach warm, was nicht unbedingt von Nachteil war, denn die Heizungen in den Zimmern hatten sich mit den Duschen solidarisiert. Warum auch arbeiten - ist doch Samstag Abend?! Na gut, zur Ehrrettung der Samotnia sollte man nicht unterschlagen, dass der Aufenthaltsraum sehr angenehm warm war. Das Essen, wiederum serviert im kalten Essraum, war lecker und wärmte von innen. Gleiches galt für den Wodka, den wir die zwei Stunden von Karpacz auf unseren Rücken nach oben gebuckelt hatten. Zusammen mit Massen von Lebensmitteln - denn es gab in der Hütte zwar was, aber mit dem beliebten "Höhenzuschlag" - und gefühlten zehn Litern Wasser.

Mit einem Bein schon in Tschechien ... Überhaupt gaben wir uns alle Mühe die Stadtmenschen-überfordert-in-der-Natur-Klischees so weit wie möglich auszuschöpfen. Peter kam am Freitag erst mal ziemlich stylisch ohne Rucksack und dafür mit einer Reisetasche am Bus an und stellte völlig entgeistert fest, dass wir in die Berge fahren würden. Und dann auch noch zum Wandern! Das soll mal einer wissen! Essen selbst mitbringen? Hat mir niemand gesagt! Alkohol ist auch nicht inklusive? Warum erzählt mir eigentlich keiner was? Na, sind wir halt ein bisschen später losgefahren ;-)

Am Abend gab es dann Lagerfeuer mit internationalem Flair. Xiaochen gab die schönsten Lieder seiner chinesischen Heimat zum Besten, Tamir rezitierte ein politisch konnotiertes Gedicht aus Ägypten, Nandita sang dann wieder - etwas aus Indien. Genaueres war nicht zu erfahren. Glen weigerte sich die USA zu vertreten, Ulas war auch nicht in der Lage die Ehre der Türkei verteidigen. Und wir Deutschen? Erster Versuch: Biene Maja. Typisch deutsch! Endete in einem inbrünstig intonierten Miszmasz aus mehreren Sprachen. Zweiter Anlauf: Brandenburg. Schönes Lied - vor allem für alle die nicht aus dieser Ecke stammen - kannten aber zu Wenige. Dritter Versuch: Weihnachtslieder. Kläglich! Viertens und Letztens: He-jo, spann den Wagen an. Kannten alle, wurde aber ganz schnell in irgendwas pseudo-sozialkritisches von wegen "... stoppt den Sozialabbau im Land!" abgewandelt. Wie auf einer Linkspartei.PDS Sympathiekundgebung! Fehlte eigentlich nur noch der Rotwein, um sich mal wieder gepflegt über das System und die Globalisierung aufzuregen. Na ja, Bier tut's ja auch.
So ging sie dahin die Zeit und schon war es wieder Sonntag, aufstehen, verkaterte Franzosen (und Deutsche, sowie einen Belgier) brutal aus dem Bett werfen und zurück nach Karpacz. Dort zwei Stunden auf den Bus gewartet, weil Basia der Meinung war, wir würden bergab für eine Strecke, für die wir aufwärts eine knappe Stunde gebraucht hatten wenigstens eineinhalb benötigen. Schon aus Prinzip - nur um sie zu widerlegen - waren wir innerhalb von 30 Minuten unten. So sah es aus ...

Ach ja, die Landschaft ist übrigens herrlich!

Himmlisch ...

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* Wortstamm samotnie (einsam)

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Donnerstag, 16. November 2006
Wer anderen eine Leine spannt ...
... fällt dabei auch schon mal einen Schrank! Das muss man jetzt nicht sofort verstehen. Zur Erklärung stelle man sich vor: Philipp und Insa versuchen Wäsche zu waschen und diese dann zu trocknen. Der erste Teil, das Waschen, hat auch einigermaßen wunderbar funktioniert. Auch Teil zwei war zu Beginn eine leichte Übung. Leine spannen, Wäscheständer aufstellen und dann ruff mit dem Zeug! Klappte alles so weit ganz gut, da kann man sich schnell noch eine kleine Mahlzeit genehmigen. Auch kein Problem. Wie man dann aber wieder ins Zimmer kommt und Insa beim finalen Aufhängen der Wäsche zuschaut (ich hab' auch was gemacht, keine Sorge!) kippt neben einem einfach der große Kleiderschrank um, fast auf Insa aber ganz auf den Wäscheständer! Sch...!

Chaos pur!

Ja und so sieht es dann aus ...
Wenn rohe Kräfte walten! Man hätte wahrscheinlich nicht unbedingt versuchen sollen, die Leine an einem nicht allzu schweren Schrank zu spannen und dann auch noch schwere Bettlaken draufzuhängen. Hmm. Passiert ist es trotzdem, der Wäscheständer hat irreparable Gelenkschäden, mein Zimmer ist voller Sägespäne vom Press-spanschrank und den oberen Schrankteil muss ich wohl irgendwie wieder zusammenflicken. Dürfte aber kein allzu großes Problem werden. Schön, dass Insa rest mal einen Lachkrampf bekam und hysterisch und deswegen umso erfolgloser versuchte, Gauthier und Michal auf deutsch (was beide nicht verstehen) zu erklären was hier so witzig war. Der Anblick meines Zimmers hat ihnen dann aber schnell die Augen geöffnet.
Und in so einem Chaos soll man arbeiten!

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Montag, 13. November 2006
Kultur noch und nöcher
Das war mal ein Wochenende. Produktiv bis dahinaus (na ja, eigentlich nur der Sonntag) und Kultur bis zum Abwinken. Da mein Kurzzeitgedächtnis unter Erasmus-Einfluss stark nachgelassen hat - nein, nicht wegen irgendwelchen Alkohols und anderer Drogen (Pfui!) - es ist das ALTER! Na gut, und das polnische Bier ... und der Wodka. Lange Rede, wenig Sinn: Da mein Gehirn nicht mehr alles kann, was es eigentlich sollte, weiß ich gar nicht mehr, was am Freitag war. Jedenfalls keine Uni, das ist sicher.

Samstag war jedenfalls polnischer Nationalfeiertag. Lustig, dass es der 11.11. ist, denn in Deutschland fängt meines Wissens da der Fasching an. Hier war also auch Gehirnfasching für alle polnischen Nationalisten. Und die haben es auch mächtig krachen lassen! Überall Fahnen! Polnische. Wahnsinn! Das war fast wie Weltmeisterschaft, es fehlte allerdings die Fanmeile. Dann erst mal morgens um elf eine zünftige Parade, alle Menschen in Anzügen und feinen Klamotten auf der Straße. Das weiß ich aber nur aus zweiter Hand, denn um diese Zeit war ich in Gedanken noch nicht weit über die Bettkante hinaus. Immerhin haben ich es dann des Abends mit Insa die Filharmonia Wroclawska geschafft.
Man gab ein Konzert zum Anlass des Unabhängigkeitstages der Rzeczpospolita Polska (Republik Polen) am 11.11.1918. Was da genau war, tut hier nichts zur Sache, Hauptsache war: Noch ist Polen nicht verloren! So saß man als auf dem nationalen Ohr trotz WM immer noch verhältnismäßig tauber Deutscher ganz gemütlich im Konzertsaal, als das Orchester aus dem Nichts, noch bevor der Dirigent die Szenerie betreten hatte, erst mal die Hymne schmetterte. Es sang zwar niemand mit, aber selbst den letzten an Arthrose erkrankten polnischen Staatsbürger riss es förmlich aus dem Sitz - und uns aus purer Solidarität natürlich auch. Hätte auch blöd ausgesehen, wenn wir doofen Deutschen wieder sitzen geblieben wären. Außerdem mag ich persönlich Hymnen ja sehr ...
Das eigentliche Konzert war - nach ob des doch so gewichtigen Anlasses erstaunlich kurzen Ansprachen von offizieller Seite - sehr schön. Allesamt polnische Komponisten und nicht zu pathetisch. Schwer zu beschreiben aber gut. Auch wenn die Philharmonie von außen eher an die Dependance eines Fensterbauers aus Thüringen erinnerte, aber dafür konnte ja das Orchester nichts. Andererseits, weiß man's so genau?

Se moost bjutifull and impressif hall off Frozwaf: die Aula LeopoldinaKulturpunkt Nummer zwei folgte am Sonntag in der pompösen Aula Leopoldina, in der normaler-weise die Diplome vegeben werden und andere die Universität Wroclaw betreffende Feierlichkeiten stattfinden. da gab's dann ein Gitarrenkonzert der klassischen Art. Gediegenes Ambiente, gute Musik, feine Kleider und harte Kirchenbänke. Schwierig, aber auch gut. Und kostenlos. Deshalb sind wahrscheinlich auch so viele Leute schon wieder nach einer Dreiviertelstunde gegangen. Wer aber bis zum Schluss durchhielt (Wir!!!), der hatte dann das große Glück, die vier Herren von guitar4mation völlig aus sich herausgehen, ja förmlich springen zu sehen! Als Zugabe gab es "besame mucho" und plötzlich war der Beifall wirklich frenetisch. Fragt man sich nur: warum kommt so was erst als Zugabe, wenn ein Drittel der Leute schon wieder zu Hause ist? Na ja, Kultur muss wohl manchmal so sein ...

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Montag, 30. Oktober 2006
From God's playground to the (green) heart of Germany*
Morgen früh um 5:29 macht sich auch der Philipp wieder auf die Socken. Diesmal geht's nach Hause, nach Thü-hü-hüringen! Genau, wie jeder weiß, das Bundesland ohne Prominente und ohne Lobby außerhalb. Also eigentlich ein nahezu selbsttragendes System. Neuigkeiten über Thüringen verbreiten sich nur innerhalb Thüringens - wir sind extrem selbstreflexiv und selbstbezogen und merken es gar nicht! Is' aber trotzdem eines der Schönsten ...
Wenn alles so funktioniert, wie es der Fahrplan voraussagt, dann bin ich "schon" 17:32 Uhr in good old Gotha. Während der zwölf Stunden Zugfahrt ist also endlich mal ordentlich Zeit zum Lesen für die Uni. Hatte ich ja schon länger nicht mehr. Immer nur feiern, Ausflüge machen, in die Stadt gehen, shoppen - das stresst einfach! Wie würde Burak da wieder sagen: This is Erasmus!!! (in a lower voice but emphasizing every word; little Turkish accent)

* "God's playground" von Norman Davies ist die wahrscheinlich bekannteste (nicht-polnischsprachige) Publikation über die Geschichte Polens. Das "Grüne Herz Deutschlands" (oben die sehr freie englische Übersetzung) ist nichts anderes als das, womit Thüringen für sich glaubt werben zu müssen.

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Samstag, 28. Oktober 2006
Bardzo fajnie koncert!
Gestern war wieder mal czas na muzyke (Zeit für Mucke) getreu dem Motto: für uns nur das Beste. Und das Beste, na ja, eines der Besten sind ganz klar die Herren von Myslovitz, die sich gestern abend nahe der Hala Ludowa die Ehre gaben! Zugegeben, einige der Gitarren-solos waren für Philipps empfindliche Öhrchen etwas zu ausgiebig, aber ansonsten kann man nur sagen: Daumen hoch! Selbst mit Lili Marlene als Vorband hatte man einen richtig guten Griff getan. Auch wenn die Jungs sich nun langsam Starallüren angedeihen lassen und einfach mal "erst" 19:30 statt 19:00 Uhr anfangen ;-)
Wat eine show! Für unglaubliche 32 Zloty (8 Eucken) gab's visuelle Effekte noch und nöcher!Mit 32 Zloty an der Abend-kasse war das Konzert für polnische Verhältnisse zwar eher teuer, dafür war es aber eben auch eine der Bands aus Polska! Außerdem gab's ja auch ordentlich Lichteffekte und eine digitale Wand (oder heißt das Videoleinwand? Nie wiem!), was ungefähr dem Status dieser Band Ausdruck verleihen dürfte, denn sie waren bisher die Einzigen in Polen, die ich gesehen habe, bei denen es so etwas gab. Gekreischt wurde auch, vornehmlich von vorne rechts. War also fast wie früher. Wie bei den Beatles. Bloß, dass ich bei denen noch verstanden habe, was sie mir sagen wollten. Hier war alles auf Polnisch und man konnte immer nur Bruchstücke ausmachen. Aber das Themenspektrum ist ja eh' nicht sooo breit gefächert. Liebe, Schmerz, Liebe, Absurditäten, Liebe, das Leben, Liebe ... hab' ich was vergessen? Ach ja, erwähnte ich es schon? Liebe - auch ein immer wieder gern gewähltes Motiv!
Während wir also mit guter Musik in den Ohren irgendwann des nachts heimkehrten wurde man heute morgen wieder vom gleichmäßigen plätschern des Verkehrs um unsere Insel geweckt, unterbrochen nur durch die lieblichen Töne der Rettungswagen, die dieses Meer hin und wieder - alle zehn Minuten - zu überqueren versuchen. Schön!

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Donnerstag, 26. Oktober 2006
Herzkasper - Vol. II
Was vorgestern nur eine Übung war, diente gestern abend dann vorzüglich dazu, die Gangparty im 15. Stock aufzulösen. So gegen 24 Uhr ging wieder jenes unsägliche Geheule los und mindestens fünfzig Leute mussten wieder runter ins Erdgeschoss, viele auch schon im Pyjama. Nach zehn Minuten zerstreute sich dann alles wieder, aber die Party verlagerte sich gleich ganz aus dem Wohnheim raus ins "Daytona", noch so einen unsäglichen Schuppen. Unsäglich zumindest, wenn man immer noch nicht so sehr Geschmack an extrem basslastiger Musik gefunden hat. Aber wir arbeiten dran!

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