Dienstag, 20. Februar 2007
Abschiede ...
felipe, 15:27h
... sind ungefähr das Letzte, was man momentan brauchen kann, aber sie häufen sich. Gestern hat es pani Susan nicht mehr ausgehalten und die Reißleine gezogen. Um nicht noch einmal in einen Kaufrausch zu geraten (Teuflisch!) beschloss sie kurz und knapp, heute schon zurück nach Deutschland zu kehren. Wieder ein schmerzlicher Verlust, auch wenn sie irgendwie sehr erleichtert schien :-) Paare können schon nerven, besonders bestimmte! Przepraszam bardzo!
Immerhin, sie ließ sich nicht lumpen und lud noch mal zum opulenten Mahl bei Pizza Hut (Danke!), das später noch mit einen Eis beim Sohn von Herrn Donald (Na, wer war hier im Grundkurs Schottisch A1?) abgerundet wurde.
Zwischendurch wurde zur Feier des Tages noch einmal ein besonderes Schmankerl des polnischen Autorenkinos gereicht: "Swiadek Koronny. Milosc - Silniejsza niz Mafia" (Kronzeuge. Liebe - Stärker als die Mafia). Ja, der Name verrät es schon, hier wurden tiefgründige philosophische Fragen erörtert und mit unkonventionellen Mitteln ein origineller Film gemacht, der sich einreiht in den Kanon großer polnischer Filme wie "Pan Tadeusz", "Mis" und "Dekalog". Die Story - obwohl wir leider nur die Hälfte verstanden haben - war ungefähr so: Junger, gutaussehender Journalist verliert seine ebenfalls junge und gutassehende Fotojournalistenfrau, die noch dazu schwanger war (! - zum Glück waren sie schon verheiratet!) durch einen Autobombenanschlag der Polski Mafia. Besessen von der Rache an seiner Frau gibt er vor einen Film zu drehen über Kronzeugen gegen die Mafia, oder so. Unterstützt wird er dabei ... na? ... genau! ... von einer jungen und gutaussehenden Kamerafrau. Im Interview mit einem Kronzeugen und ehemaligen Mafiamitglied wird durch Rückblenden dessen Laufbahn und scheinbare unmittelbare Verstrickung in den Tod der völlig unschuldigen Frau des Journalisten erschlossen, der natürlich schon längst seine männliche Gunst (anders kann man die Distanz mit der es sie behandelt nicht erklären) der jungen und gutaussehenden Kollegin hat angedeihen lassen. Der Böse spielt eigentlich seine Rolle ganz gut, kriegt aber am Ende doch auf die Fresse. Völlig gegen alle Gewohnheiten verzichtet die polnische Staatsmacht aber auf eine Bestrafung unseres jungen und gutaussehenden Helden. Vielleicht, weil er so unheimlich toll aussah, mit seinem Bart? Man munkelt. Jedenfalls gehen am Ende wieder alle ihrer Wege und das neue Paar ist auch glücklich (irgendwie). Zwischendrin sind 'ne Menge Leute gestorben und einige gepflegte Schießereien in der Krakauer Innentadt durchgeführt worden.
Ob so viel neuer Erkenntnisse über das Leben waren wir froh, irgendwann wieder draußen zu sein.
Der Rest in Kürze: Susan verabschiedet und dann noch pani Ania zum Bus gebracht und sichergestellt, dass sie auch ja einsteigt und nach Hause fährt. Dann selber erst spazieren und danach nach Hause gegangen.
Immerhin, sie ließ sich nicht lumpen und lud noch mal zum opulenten Mahl bei Pizza Hut (Danke!), das später noch mit einen Eis beim Sohn von Herrn Donald (Na, wer war hier im Grundkurs Schottisch A1?) abgerundet wurde.
Zwischendurch wurde zur Feier des Tages noch einmal ein besonderes Schmankerl des polnischen Autorenkinos gereicht: "Swiadek Koronny. Milosc - Silniejsza niz Mafia" (Kronzeuge. Liebe - Stärker als die Mafia). Ja, der Name verrät es schon, hier wurden tiefgründige philosophische Fragen erörtert und mit unkonventionellen Mitteln ein origineller Film gemacht, der sich einreiht in den Kanon großer polnischer Filme wie "Pan Tadeusz", "Mis" und "Dekalog". Die Story - obwohl wir leider nur die Hälfte verstanden haben - war ungefähr so: Junger, gutaussehender Journalist verliert seine ebenfalls junge und gutassehende Fotojournalistenfrau, die noch dazu schwanger war (! - zum Glück waren sie schon verheiratet!) durch einen Autobombenanschlag der Polski Mafia. Besessen von der Rache an seiner Frau gibt er vor einen Film zu drehen über Kronzeugen gegen die Mafia, oder so. Unterstützt wird er dabei ... na? ... genau! ... von einer jungen und gutaussehenden Kamerafrau. Im Interview mit einem Kronzeugen und ehemaligen Mafiamitglied wird durch Rückblenden dessen Laufbahn und scheinbare unmittelbare Verstrickung in den Tod der völlig unschuldigen Frau des Journalisten erschlossen, der natürlich schon längst seine männliche Gunst (anders kann man die Distanz mit der es sie behandelt nicht erklären) der jungen und gutaussehenden Kollegin hat angedeihen lassen. Der Böse spielt eigentlich seine Rolle ganz gut, kriegt aber am Ende doch auf die Fresse. Völlig gegen alle Gewohnheiten verzichtet die polnische Staatsmacht aber auf eine Bestrafung unseres jungen und gutaussehenden Helden. Vielleicht, weil er so unheimlich toll aussah, mit seinem Bart? Man munkelt. Jedenfalls gehen am Ende wieder alle ihrer Wege und das neue Paar ist auch glücklich (irgendwie). Zwischendrin sind 'ne Menge Leute gestorben und einige gepflegte Schießereien in der Krakauer Innentadt durchgeführt worden.
Ob so viel neuer Erkenntnisse über das Leben waren wir froh, irgendwann wieder draußen zu sein.
Der Rest in Kürze: Susan verabschiedet und dann noch pani Ania zum Bus gebracht und sichergestellt, dass sie auch ja einsteigt und nach Hause fährt. Dann selber erst spazieren und danach nach Hause gegangen.
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Donnerstag, 15. Februar 2007
Feiertage ... und kein Ende in Sicht
felipe, 16:44h
Während sich in Deutschland wieder Millionen der Diktatur des Frohsinns unterordnen wird auch in Polen wieder ordentlich gefeiert. Gestern eine der sinnlostesten Sitten des Erdballs - Valentinstag oder Walentinki, wie man hier sagt - und heute dafür endlich mal ein Brauch nach meinem Geschmack: Tlusty Czwartek (so viel wie "Fetter Donnerstag").
Laut Lexikon, Wörterbuch und Sprachlehrerin ist das der letzte Donnerstag vor Fastnacht. Ich als gottloser Ossi und Gegner aller Karnevals- und Faschingsfaschisten habe da leider kaum Ahnung, aber ich glaube mal das es stimmt. Jedenfalls kaufen plötzlich alle Polen gaaaaanz viele paczki (also Berliner oder Pfannkuchen etc.) und hauen sie sich im Laufe des Tages hinter die Binde. Nachdem also gestern fast alle männlichen Wesen ihrer Angebeteten eine Rose und eine der hastig kurz zuvor gekauften Pralinenschachteln verehrt haben (und damit ganz unauffällig durch die Stadt hetzten) laufen heute alle mit Pfannkuchen durch die Gegend. Was allerdings, im Gegensatz zu deutschen Faschingsnazis, extrem sympathisch ist. Außerdem isst man noch sogenannte faworki, die auch chrust genannt werden - "ein Gebäck in Form sich schlängelnder Bänder", wie die Autoren des PONS-Wörterbuches eloquent zu berichten wissen. Polski Wikipedia sagt außerdem, dass es auch in Deutschland ein Brauch sei. Schön so, dann sollte man einem offiziellen Fresstag endlich auch mal von staatlicher Seite den ihm gebührenden Platz im Kanon der bundesweiten Feiertage einräumen. Am besten gleich zweimal im Jahr. Plus Weihnachten!
Laut Lexikon, Wörterbuch und Sprachlehrerin ist das der letzte Donnerstag vor Fastnacht. Ich als gottloser Ossi und Gegner aller Karnevals- und Faschingsfaschisten habe da leider kaum Ahnung, aber ich glaube mal das es stimmt. Jedenfalls kaufen plötzlich alle Polen gaaaaanz viele paczki (also Berliner oder Pfannkuchen etc.) und hauen sie sich im Laufe des Tages hinter die Binde. Nachdem also gestern fast alle männlichen Wesen ihrer Angebeteten eine Rose und eine der hastig kurz zuvor gekauften Pralinenschachteln verehrt haben (und damit ganz unauffällig durch die Stadt hetzten) laufen heute alle mit Pfannkuchen durch die Gegend. Was allerdings, im Gegensatz zu deutschen Faschingsnazis, extrem sympathisch ist. Außerdem isst man noch sogenannte faworki, die auch chrust genannt werden - "ein Gebäck in Form sich schlängelnder Bänder", wie die Autoren des PONS-Wörterbuches eloquent zu berichten wissen. Polski Wikipedia sagt außerdem, dass es auch in Deutschland ein Brauch sei. Schön so, dann sollte man einem offiziellen Fresstag endlich auch mal von staatlicher Seite den ihm gebührenden Platz im Kanon der bundesweiten Feiertage einräumen. Am besten gleich zweimal im Jahr. Plus Weihnachten!
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Mittwoch, 14. Februar 2007
Ein Tag wie jeder andere ...
felipe, 16:49h
Um meiner stark vernachlässigten Chronistenpflicht mal wieder unzureichend nachzukommen schreibe ich heute mal über etwas total Spannendes: meinen Tagesablauf.
Aufstehen um halb acht.
Duschen. Kurz deprimiert sein, weil Insa noch liegen bleiben darf (fies!) - währendessen Frühstück einschieben.
Zahnpflege (wichtig!).
Ab geht's an die Uni zum Intensivsprachkurs.
Auf dem Weg die schreckliche Erkenntnis: vergessen einen Apfel zu essen! Das gibt noch einen Kommentar von berufener Seite. Pech gehabt.
Zweieinhalb Stunden Sprachkurs. Relativ erfolgreicher aber opferreicher Kampf gegen den Schlaf und die Gefahr einer zunehmenden sprachlichen Unkenntnis.
(Eingefügt auf Wunsch einer einzelnen aber äußerst einflussreichen Person:)Insa getroffen!
Mittagessen! (extrem wichtig!)
Zurück ins Wohnheim. Wo ist mein Schlüssel? Der Sarah geborgt? Der Sarah geborgt! Glück gehabt.
Internetrecherchen. Lesen. Schlafen (vor allem). Polnisch.
Einkaufen.
Umziehen und ab in die Stadt.
Konzert. Polnischer Reggae.
Nach Hause und schlafen.
So oder ähnlich, natürlich nur exemplarisch. Schon komisch wenn man mal nichts für die Uni im Hinterkopf haben muss.
Aufstehen um halb acht.
Duschen. Kurz deprimiert sein, weil Insa noch liegen bleiben darf (fies!) - währendessen Frühstück einschieben.
Zahnpflege (wichtig!).
Ab geht's an die Uni zum Intensivsprachkurs.
Auf dem Weg die schreckliche Erkenntnis: vergessen einen Apfel zu essen! Das gibt noch einen Kommentar von berufener Seite. Pech gehabt.
Zweieinhalb Stunden Sprachkurs. Relativ erfolgreicher aber opferreicher Kampf gegen den Schlaf und die Gefahr einer zunehmenden sprachlichen Unkenntnis.
(Eingefügt auf Wunsch einer einzelnen aber äußerst einflussreichen Person:)Insa getroffen!
Mittagessen! (extrem wichtig!)
Zurück ins Wohnheim. Wo ist mein Schlüssel? Der Sarah geborgt? Der Sarah geborgt! Glück gehabt.
Internetrecherchen. Lesen. Schlafen (vor allem). Polnisch.
Einkaufen.
Umziehen und ab in die Stadt.
Konzert. Polnischer Reggae.
Nach Hause und schlafen.
So oder ähnlich, natürlich nur exemplarisch. Schon komisch wenn man mal nichts für die Uni im Hinterkopf haben muss.
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Donnerstag, 8. Februar 2007
Hello Mac!
felipe, 21:10h
Der Mac (also mein abtrünniger Computer) ist wieder da!
Juhu! Das ist doch einen Eintrag in diesen stark vernachlässigten Blog wert. So zumindest meine Meinung. Immerhin ist dieser (also der Mac, der Computer also) der einfachste Zugang zum Internet im Wohnheim. Soviel zu seiner Bedeutung. Eigentlich ziemlich belanglos für Außenstehende. Na ja ...
Da ich zudem noch nicht wieder in Polen weile und eh nix zu erzählen habe mach ich auch erst mal Schluss.
Juhu! Das ist doch einen Eintrag in diesen stark vernachlässigten Blog wert. So zumindest meine Meinung. Immerhin ist dieser (also der Mac, der Computer also) der einfachste Zugang zum Internet im Wohnheim. Soviel zu seiner Bedeutung. Eigentlich ziemlich belanglos für Außenstehende. Na ja ...
Da ich zudem noch nicht wieder in Polen weile und eh nix zu erzählen habe mach ich auch erst mal Schluss.
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Sonntag, 21. Januar 2007
Schwer beschäftigt, aber zum meckern reicht es allemal ...
felipe, 22:31h
Oh, wie schön ist Polen!
Besonders wenn die Bürger dieses schönen Landes im Zimmer nebenan eine original polnische Party steigen lassen – Wodka, Karaoke und ausschließlich Männer. Lieblich dringt der Klang der polnischen Version eines mir bekannten Liedes an mein Ohr, auf dessen Titel ich jetzt aber gerade nicht komme … Mist, er fällt mir nicht ein. Macht auch nichts, derweil sind die Herren drüben schon so weit, die ersten Schritte auf ihrem Weg zum Countertenor mehr oder minder erfolgreich zu beschreiten. Noch etwas unsicher in der Intonation, aber Motivation, Textsicherheit und Lautstärke sind schon recht respektabel. Zwischendurch werden trinkfesten Franzosen schon mal die Grundregeln der neuen polnischen Außenbeziehungen anschaulich dargelegt (We don’t like the Germans!) and dementsprechend aussagekräftiges Liedgut intoniert: „Nur für Deutsche!/ Nur für Geld!“. Mach t auch das keinen Spaß mehr und der Wodka knallt auch nicht mehr so, dann muss man – das lernt man als cudzoziemców (Ausländer) sehr früh – einfach nur vom Balkon brüllen, gerne auch aus dem 14. Stock. Nebenher wird sich freundschaftlich gewürgt und kräftig auf die Schulter geklopft – alles klare Zeichen wahrer Mannhaftigkeit in dieser gastlichen Gesellschaft. Andere dieser Indizien sind kurz geschorene Haare, … Verzeihung, ich rutsche ab in Klischees! Bardzo mi pzykro! Dumm nur, dass man irgendwie ständig daran erinnert wird …
Hat man sich dann einmal an die Kompromissfreudigkeit und die äußerst flexible Regelauslegung in diesem Lande gewöhnt, wird man mit einem anderen Phänomen konfrontiert. Das Zauberwort heißt „mandat“ und ist auch für nicht sprachbewanderte Deutsche durchaus zu identifizieren, denn es bedeutet ungefähr soviel wie Strafmandat, genauer Strafzettel inklusive Gebühr. So geschieht es dann, dass man über eine zugegebenermaßen rote Ampel geht, aber kein Auto auch nur sichtbar ist. Zu deutsch: alles ist frei. Der rein zufällig an jeder größeren Ampel postierte Polizist guckt gar nicht richtig hin, macht aber sofort den Regelverstoß aus und tritt mit der Miene dessen, der das Recht (Anm.d.A.: wir sprechen nicht von Gerechtigkeit!) auf seiner Seite hat, an die Delinquenten heran und versucht von Beginn an von oben herab auf sie einzuwirken. Ungünstig ist dabei, dass Letztere beide 1,80 m groß sind, er aber etwas kleiner. Zweiter Schönheitsfehler: die beiden stellen sich dumm, geben an, Deutsche zu sein und nichts zu verstehen (was natürlich Blödsinn ist, wir verstehen jedes Wort; war auch nicht so schwer :-) Der Hüter des (höchst unsinnigen) Gesetzes braucht deshalb zwei Minuten um sicher zu sein, dass wir verstanden haben, dass es sich um ein schweres Vergehen handelt und es uns 250 Zloty, grob 65 Euro, kosten wird. Nach einer weiteren Minute ungläubig, unsicheren Nachfragens und ratlosen Anschauens lässt er uns dann laufen, den Zeigefinger erhoben und mit der eindringlichen Ermahnung, ein derartiges Kapitalverbrechen nicht noch einmal zu begehen.
Was lernen wird daraus? Nichts Neues, leider. Polen versucht den Terrorismus zu bekämpfen und fängt dabei ganz unten an. Leider reichen die Ressourcen deshalb nicht mehr, die eigentlichen Probleme zu lösen. Das war die politische Moral. Die persönliche ist noch simpler: Sich dumm stellen hilft immer!
postscriptum:
„Sounds of Silence“. Wie viel Selbstironie muss man besitzen, um dieses Lied zu brüllen? Ich weiß es nicht. Aber eines weiß ich jetzt: Meine polnischen Nachbarn verfügen zumindest in dieser Hinsicht über nahezu unbegrenzte Selbstironie! Und nebenbei zerlegen sie das Zimmer unterlegt mit urzeitlichen Kehllauten …
Besonders wenn die Bürger dieses schönen Landes im Zimmer nebenan eine original polnische Party steigen lassen – Wodka, Karaoke und ausschließlich Männer. Lieblich dringt der Klang der polnischen Version eines mir bekannten Liedes an mein Ohr, auf dessen Titel ich jetzt aber gerade nicht komme … Mist, er fällt mir nicht ein. Macht auch nichts, derweil sind die Herren drüben schon so weit, die ersten Schritte auf ihrem Weg zum Countertenor mehr oder minder erfolgreich zu beschreiten. Noch etwas unsicher in der Intonation, aber Motivation, Textsicherheit und Lautstärke sind schon recht respektabel. Zwischendurch werden trinkfesten Franzosen schon mal die Grundregeln der neuen polnischen Außenbeziehungen anschaulich dargelegt (We don’t like the Germans!) and dementsprechend aussagekräftiges Liedgut intoniert: „Nur für Deutsche!/ Nur für Geld!“. Mach t auch das keinen Spaß mehr und der Wodka knallt auch nicht mehr so, dann muss man – das lernt man als cudzoziemców (Ausländer) sehr früh – einfach nur vom Balkon brüllen, gerne auch aus dem 14. Stock. Nebenher wird sich freundschaftlich gewürgt und kräftig auf die Schulter geklopft – alles klare Zeichen wahrer Mannhaftigkeit in dieser gastlichen Gesellschaft. Andere dieser Indizien sind kurz geschorene Haare, … Verzeihung, ich rutsche ab in Klischees! Bardzo mi pzykro! Dumm nur, dass man irgendwie ständig daran erinnert wird …
Hat man sich dann einmal an die Kompromissfreudigkeit und die äußerst flexible Regelauslegung in diesem Lande gewöhnt, wird man mit einem anderen Phänomen konfrontiert. Das Zauberwort heißt „mandat“ und ist auch für nicht sprachbewanderte Deutsche durchaus zu identifizieren, denn es bedeutet ungefähr soviel wie Strafmandat, genauer Strafzettel inklusive Gebühr. So geschieht es dann, dass man über eine zugegebenermaßen rote Ampel geht, aber kein Auto auch nur sichtbar ist. Zu deutsch: alles ist frei. Der rein zufällig an jeder größeren Ampel postierte Polizist guckt gar nicht richtig hin, macht aber sofort den Regelverstoß aus und tritt mit der Miene dessen, der das Recht (Anm.d.A.: wir sprechen nicht von Gerechtigkeit!) auf seiner Seite hat, an die Delinquenten heran und versucht von Beginn an von oben herab auf sie einzuwirken. Ungünstig ist dabei, dass Letztere beide 1,80 m groß sind, er aber etwas kleiner. Zweiter Schönheitsfehler: die beiden stellen sich dumm, geben an, Deutsche zu sein und nichts zu verstehen (was natürlich Blödsinn ist, wir verstehen jedes Wort; war auch nicht so schwer :-) Der Hüter des (höchst unsinnigen) Gesetzes braucht deshalb zwei Minuten um sicher zu sein, dass wir verstanden haben, dass es sich um ein schweres Vergehen handelt und es uns 250 Zloty, grob 65 Euro, kosten wird. Nach einer weiteren Minute ungläubig, unsicheren Nachfragens und ratlosen Anschauens lässt er uns dann laufen, den Zeigefinger erhoben und mit der eindringlichen Ermahnung, ein derartiges Kapitalverbrechen nicht noch einmal zu begehen.
Was lernen wird daraus? Nichts Neues, leider. Polen versucht den Terrorismus zu bekämpfen und fängt dabei ganz unten an. Leider reichen die Ressourcen deshalb nicht mehr, die eigentlichen Probleme zu lösen. Das war die politische Moral. Die persönliche ist noch simpler: Sich dumm stellen hilft immer!
postscriptum:
„Sounds of Silence“. Wie viel Selbstironie muss man besitzen, um dieses Lied zu brüllen? Ich weiß es nicht. Aber eines weiß ich jetzt: Meine polnischen Nachbarn verfügen zumindest in dieser Hinsicht über nahezu unbegrenzte Selbstironie! Und nebenbei zerlegen sie das Zimmer unterlegt mit urzeitlichen Kehllauten …
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Montag, 18. Dezember 2006
Langsam wird es leer
felipe, 11:33h
Weihnachten rückt näher, nein, es rast heran! Die Erasmus-Studenten fliehen in Scharen aus Wroclaw, nichts als verbranntes Land hinter sich lassend. Die Hälfte der Belegschaft, so hat man den Eindruck, hat sich schon aus dem Staub gemacht ;-)
Nur ein Häufchen Unwilliger, Unentschlossener, Streber und Türken ist noch zurückgeblieben. Doch auch die ersten drei Kategorien werden in ihrer Mehrheit bald weg sein. Dann bleiben nur noch unsere türkischen Freunde! Alleine unter Polen, das blüht ihnen nun über die Feiertage. Das Wohnheim wird den Eindruck eines abgestorbenen Zahnes machen, kein Leben auf seinen Gängen, abends keine hundertfachen Lichter in den Fenstern. Niemand wird das Haus ohne weiteres aus der Ferne erkennen können. Das ist gefährlich! Wenn jetzt ein unfähiger Kleinflugzeugpilot kommt und nicht aufpasst wenn er betrunken und mit seiner Freundin an Bord im Tiefflug über Wroclaw versucht bei ihr zu landen ...
Gar nicht auszudenken! Deshalb sollte man endlich die Stadtpolizei auch in der Luft unablässig patroullieren lassen! Das ist, finde ich, unabdingbar. Es wundert mich, dass der gute Lech und der noch bessere Jaroslaw K. noch gar nicht darauf gekommen sind. Es könnten ja auch Ausländer auf die Idee kommen! Ausländische Terroristen*, Hilfe!!! Bisher hat man sie nur angeheitert auf gefährlichen Waffen wie Fahrrädern dingfest machen können, aber die sind ja nicht dumm! Ha, daran hat das Duo infernale an der Spitze Polens noch nicht gedacht!
Netter Nebeneffekt wäre auch, dass man durch den Hubschrauber und Flugzeuglärm endlich den immer näherkommenden Krach der Baustelle auf dem plac Grunwaldzki nicht mehr so stark wahrnehmen würde. Also auf Kaczinskis! Verteidigt den polnischen Luftraum endlich gegen fiese, morallose ausländische Terroristen!!! Und die Hubschrauber müssen auch so schicke neongelbe Westen mit der Aufschrift "Straz Miejska" (Stadtwache) kriegen ...
Nur ein Häufchen Unwilliger, Unentschlossener, Streber und Türken ist noch zurückgeblieben. Doch auch die ersten drei Kategorien werden in ihrer Mehrheit bald weg sein. Dann bleiben nur noch unsere türkischen Freunde! Alleine unter Polen, das blüht ihnen nun über die Feiertage. Das Wohnheim wird den Eindruck eines abgestorbenen Zahnes machen, kein Leben auf seinen Gängen, abends keine hundertfachen Lichter in den Fenstern. Niemand wird das Haus ohne weiteres aus der Ferne erkennen können. Das ist gefährlich! Wenn jetzt ein unfähiger Kleinflugzeugpilot kommt und nicht aufpasst wenn er betrunken und mit seiner Freundin an Bord im Tiefflug über Wroclaw versucht bei ihr zu landen ...
Gar nicht auszudenken! Deshalb sollte man endlich die Stadtpolizei auch in der Luft unablässig patroullieren lassen! Das ist, finde ich, unabdingbar. Es wundert mich, dass der gute Lech und der noch bessere Jaroslaw K. noch gar nicht darauf gekommen sind. Es könnten ja auch Ausländer auf die Idee kommen! Ausländische Terroristen*, Hilfe!!! Bisher hat man sie nur angeheitert auf gefährlichen Waffen wie Fahrrädern dingfest machen können, aber die sind ja nicht dumm! Ha, daran hat das Duo infernale an der Spitze Polens noch nicht gedacht!
Netter Nebeneffekt wäre auch, dass man durch den Hubschrauber und Flugzeuglärm endlich den immer näherkommenden Krach der Baustelle auf dem plac Grunwaldzki nicht mehr so stark wahrnehmen würde. Also auf Kaczinskis! Verteidigt den polnischen Luftraum endlich gegen fiese, morallose ausländische Terroristen!!! Und die Hubschrauber müssen auch so schicke neongelbe Westen mit der Aufschrift "Straz Miejska" (Stadtwache) kriegen ...
* Studenten, Touristen etc.
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Sonntag, 10. Dezember 2006
Wieder ein A**** weniger ...
felipe, 21:04h
Endlich hat er's geschafft!
Augusto José Ramón Pinochet Ugarte, eine der ältesten Geißeln der Menschheit (speziell der Mehrheit der chilenischen), hat das zeitliche gesegnet. Eigentlich sollte man das feiern. Und das völlig ohne Häme oder gar Boshaftigkeit. Wer käme denn bei einem so verdienten und besorgten Landesvater auch nur auf die Idee, an Schadenfreude zu denken. Nicht umsonst wird er, wenn nicht heute so doch schon bald, der "Dalai Lama Chiles" genannt! Eine Persönlichkeit die stets um das Wohl aller seiner Bürger besorgt war und sein Land trotz aller gesellschaftlichen Spaltungsversuche (Kommunisten!) hinter sich zu bringen wusste. Alleine er vermochte es (na gut, die CIA hat auch ein bisschen mitgeholfen) die Probleme Chiles - nach seiner Wahl (der Waffen) -, die ein Haufen verquerer Idealisten (Allende!) verursacht hatte, zu lösen.
Und als guter Katholik sollte man ob seines Dahinscheidens nicht etwa trauern, sondern freudig erregt sein: Augusto Pinochet hält Einzug in das Himmlische Reich!
Da bleibt nur zu hoffen, dass er von Petrus (ich galube dieser Typ versieht seinen Dienst dort) gar nicht erst durch's Tor gelassen wird und direkt dahin kommt, wohin er schon seit spätestens 40 Jahren gehört: in die Hölle!
Augusto José Ramón Pinochet Ugarte, eine der ältesten Geißeln der Menschheit (speziell der Mehrheit der chilenischen), hat das zeitliche gesegnet. Eigentlich sollte man das feiern. Und das völlig ohne Häme oder gar Boshaftigkeit. Wer käme denn bei einem so verdienten und besorgten Landesvater auch nur auf die Idee, an Schadenfreude zu denken. Nicht umsonst wird er, wenn nicht heute so doch schon bald, der "Dalai Lama Chiles" genannt! Eine Persönlichkeit die stets um das Wohl aller seiner Bürger besorgt war und sein Land trotz aller gesellschaftlichen Spaltungsversuche (Kommunisten!) hinter sich zu bringen wusste. Alleine er vermochte es (na gut, die CIA hat auch ein bisschen mitgeholfen) die Probleme Chiles - nach seiner Wahl (der Waffen) -, die ein Haufen verquerer Idealisten (Allende!) verursacht hatte, zu lösen.
Und als guter Katholik sollte man ob seines Dahinscheidens nicht etwa trauern, sondern freudig erregt sein: Augusto Pinochet hält Einzug in das Himmlische Reich!
Da bleibt nur zu hoffen, dass er von Petrus (ich galube dieser Typ versieht seinen Dienst dort) gar nicht erst durch's Tor gelassen wird und direkt dahin kommt, wohin er schon seit spätestens 40 Jahren gehört: in die Hölle!
**** Armer (Mensch)
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Besuchen sie Polen! - Vol. III
felipe, 20:41h
Manchmal braucht es eben mehr als ein Sequel! Heute also Teil drei der allseits beliebten Serie "Besuchen sie Polen! - Das Land der freundlichen Rezeptionistinnen". Ja es war auch bei Arkadis Besuch wieder soweit: Flitzpiepe strikes again! Dieselbe pani wie letzte Woche sorgte dafür, dass ich fünfzehn Minuten vor zwei (nachts) aus Insas warmem Bett mit einem viel zu schweren Gang an ihrem Fahrrad durch den Regen zum Wohnheim fahren musste und fünf Minuten vor Toresschluss - das Wohnheim macht ja sinnigerweise ab zwei eine Stunde dicht - der pani den Schlüssel aus der Hand nahm und ihn postwendend in die Arkadis legte. Kehrtwende auf dem Fuß und wieder ab, zurück nach "Manhattan" und weiterschlafen. Das wäre ja alles kein so großes Ding gewesen, letzte Woche gab´s´dieselbe Situation ja schon mal. Aber da lief es einfach viel freundlicher ab! Zudem war am Tag zuvor alles gar kein Problem, da war einfach nur eine andere Frau in der Rezeption, die Arkadi den Schlüssel nach einem netten, kleinen Gespräch (polnisch-slowakisch) aushändigte. Soviel zu Flexibilität.
Da wundere sich einer noch über Kopfschmerzen und Müdigkeit ...
Da wundere sich einer noch über Kopfschmerzen und Müdigkeit ...
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Dienstag, 5. Dezember 2006
Die Linke oder doch PDS?
felipe, 10:51h
Ja ja, in Wroclaw gibt sich die Polit-Prominenz die Klinke in die Hand! Gestern drückte Gregor Gysi die Klinke des auditorium marianum der Universität. Als aus gewiesener Experte auf dem Gebiet der Europäischen Integration hielt er einen abgelesenen Vortrag zu eben diesem Thema unter besonderer Berücksichtigung der deutsch-ponischen Beziehungen. Auch gilt er ja wie kaum ein Zweiter als Fachmann, dessen Meinung stets gefragt ist, wenn in der EU mal wieder der Baum brennt. Was je nach Interpretation des Begriffes eigentlich immer der Fall ist.
Er las also ab. Shame on you! Und noch dazu klang das alles so, als ob es ihm ein OSI-Student direkt nach einem Einführungsseminar zur Europäischen Integration bei Professor Börzel geschrieben hätte. War ja nicht direkt schlecht, aber irgendwie hörte man leider ständig, dass er nicht immer so recht zu wissen schien, was man ihm da geschrieben hatte. Hauptsächlich war er damit beschäftigt sich zu wundern, dass die ideologischen Grenzziehungen, die ihn bisher in seinem politischen Leben so erfolgreich sein ließen, nicht mehr so recht funktionierten. Über Polen und Deutschland hat er dann nicht so viel gesagt und auch eher Allgemeines.
Besser war da eher der Abschnitt, in dem man "Fragen" stellen konnte. Außer Martin tat das aber niemand. Was vielleicht auch daran lag, dass Gregor (also Herr Gysi, ne) an sich ein selbstredendes System ist. Wie meinte der Moderator (Prof. Giessmann) so schön: "Das Gute bei Ihnen ist, dass man gar keine Fragen stellen muss ...".
Er las also ab. Shame on you! Und noch dazu klang das alles so, als ob es ihm ein OSI-Student direkt nach einem Einführungsseminar zur Europäischen Integration bei Professor Börzel geschrieben hätte. War ja nicht direkt schlecht, aber irgendwie hörte man leider ständig, dass er nicht immer so recht zu wissen schien, was man ihm da geschrieben hatte. Hauptsächlich war er damit beschäftigt sich zu wundern, dass die ideologischen Grenzziehungen, die ihn bisher in seinem politischen Leben so erfolgreich sein ließen, nicht mehr so recht funktionierten. Über Polen und Deutschland hat er dann nicht so viel gesagt und auch eher Allgemeines.
Besser war da eher der Abschnitt, in dem man "Fragen" stellen konnte. Außer Martin tat das aber niemand. Was vielleicht auch daran lag, dass Gregor (also Herr Gysi, ne) an sich ein selbstredendes System ist. Wie meinte der Moderator (Prof. Giessmann) so schön: "Das Gute bei Ihnen ist, dass man gar keine Fragen stellen muss ...".
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Montag, 4. Dezember 2006
Zum Thema: Besuchen sie Polen!
felipe, 14:06h
Manchmal hilft's doch, wenn man ein bisschen ausfällig wird. Anders kann ich mir nicht erklären, dass es die letzten beiden Nächte plötzlich kein Problem mehr war, Carsten unterzubringen. Zugegebenermaßen waren wir die letzen Tage den Frauen aus der Rezeption auch immer ausgenommen freundlich gegenüber. Heute morgen dann der größte Hammer: die pani in der Verwaltung hat sich, als ich die Miete bezahlte, von sich aus bei mir allen Ernstes entschuldigt! ("To moja wina" - "Das war mein Wein"=) Das hab' ich dann echt nicht erwartet und es hat mich regelrecht entwaffnet ;-)
Also: Besuchen sie Polen und haben sie - anders vielleicht als ich ab und an - einfach mal Geduld. Hilft selten aber immerhin ...
Also: Besuchen sie Polen und haben sie - anders vielleicht als ich ab und an - einfach mal Geduld. Hilft selten aber immerhin ...
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