Donnerstag, 17. Mai 2007
Antike Spiele für die Jugend!
Wörterbücher sind toll - manchmal. Heute zum Beispiel. Es regnet in Strömen. "Pogoda pod psem" sagt man hier, wortwörtlich "Wetter unter dem Hund", also "Hundewetter" oder einfach "Scheißwetter"! Und trotzdem stehen draußen Massen polnischer Studenten, trinken (illegal!), frieren und skandieren "Wroclaw! Wroclaw! Wroclaw!". So zumnidest hört es sich an. Gut zu beobachten von meinem Wohnheimzimmer aus, da sie sich vierzehn Stockwerke unter mir auf dem Plac Grunwaldzki versammeln.
Da fragt man sich doch: Warum das alles? Und das bringt uns wieder zurück zu den guten Seiten eines Wörterbuches, besonders wenn es ein deutsch-polnisch/polnisch-deutsches ist und man es im rechten Moment zur Hand hat. In der laufenden Woche finden in Wroclaw - wie zu anderen Terminen in allen polnischen Universitätsstädten - die sogenannten Juwenalia statt. Dazu weiß das Wörterbuch, dass es sich hierbei um Studentenfesttage handelt. Das wiederum bedeutet: Parties, Konzerte (Knaller wie T.Love - Keine Ironie, die sind wirklich gut!) und Sportwettkämpfe in rauhen Mengen die ganze Woche!
Das Wörterbuch weiß aber sogar noch viel mehr! Es sagt, dass Juwenalia früher, als in der Antike, Spiele für die Jugend waren. Tolle Sache, nur leider in Wroclaw meist eine nasse Angelegenheit, wie unsere Sprachlehrerin vorhin meinte. So auch heute. Der Umzug vom Wohnheim aus zum Rynek ist derweil gestartet drei LKW mit langem Sattelauflieger und ein Bus, das Ganze mit Beschallung und brüllenden jungen Menschen. Wer sich dabei noch nicht genug an Karnelval erinnert fühlt, dem sei gesagt, dass in Kürze der Stadtpräsident (also der Oberbürgermeister) den Studenten symbolisch den Schlüssel zur Regierung der Stadt für den Rest der Woche überreichen wird. Überall das gleiche. Globales Dorf.
Mir ist es jdenfalls zu nass und deshalb mache ich es mir bei einer Tasse Tee mit der Bachelorarbeit meiner Tandempartnerin bequem und korrigiere sie ...

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Mittwoch, 16. Mai 2007
Kennen sie dieses Gefühl?
Diese Leere. Diese Leere, diese unglaubliche Leere, die sich im Hirn ausbreitet wie ein scheinbar nie versiegender Tintenklecks? Sie breitet sich vornehmlich dann aus, wenn der Stress abfällt. Nicht, dass man als Erasmus-Student jemals ernsthaft Stress hätte - Neeiiin! Aber nach meiner heutigen Präsentation in der Uni habe ich exakt dieses Gefühl.
Das Wochenende, die Vorbereitungen für und schließlich gestern die überaus erfolgreiche Durchführung von Insas Geburtstag (fünf verschiedene selbstgebackenen Kuchen!) gepaart mit dem Druck, das Referat immer noch nicht fertig zu haben ... also ich fand das ziemlich anstrengend! Aber jetzt is' ja wieder alles spokoj - Insa ein Jahr älter, ich den halben Tag im Delirium des Zuckerschocks vom Vorabend - Lebbe gehd weider. Muss ja.
Und dazu diese, zugegebenermaßen angenehme, Leere im Kopf ...
Hach ja ...

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Wroclaw bez wody
Da saßen wir Samstag doch glatt auf dem Trockenen! Kein Wasser in der ganzen Stadt. Glück für alle Frühaufsteher - die Leitungen blieben erst ab kurz vor elf trocken. Rohrbruch der Hauptleitung (!) und gut fünf Stunden kein Wasser.
Das hieß - anders formuliert - nur Insa und ich waren geduscht, als es sieben Mann hoch - na gut, fünf Frau und zwei Mann hoch - nach Jelenia Góra ging. Aufgrund der Vernissage am Vorabend konnten wir erst gegen 14 Uhr starten und wären aus Versehen erst mal nach Zielona Góra gedüst! Ts, ts, die Spätfolgen von Alkohol am Internet! (Das war Markus!) Glücklicherweise fuhr kurz nach dem falschen und zuvor angepeilten Bus gleich der richtige und wir schafften es unter Bewältigung aller Hindernisse - Sara vergaß ihr Handy im Bus, Valerie war in der Bedeutung des Wortes "speiübel" und außerfdem mussten wir ziemlich lange suchen, bis wir die Hütte inmitten all dieser Berge gefunden hatten.
Es handelte sich im Übrigen um die Einlösung eines Geburtstagsgeschenkes für Andrea. Folglich ließ sich auch das Wtter nicht lumpen und brachte es anstelle der vom Autoren dieses Artikels prophezeiten 6 Grad und Regen auf 25 Grad und blauen Himmel. Dumm nur, dass wir nicht bemerkt hatten, dass die Züge, welche von unserem Ort fahren sollten leider nicht fuhren (falscher Plan!) und wir in gut zehn Minuten mit vollem Gepäck den eben erst erklommenen Hang hinunter hetzten um den letzzten Bus nach Jelenia Góra zu erhaschen. Das funktionierte auch gerade so. Meine Nerven waren da aber schon fast am Ende und wurden während der leicht Übelkeit erregenden Rückfahrt im Bus (immer schööön durch die engen Bergtäler!) kongenial ergänzt. Schön war's - besonders als wir endlich ankamen!
Nichts desto trotz war das Riesengebirge wieder eine äußerst nette Angelegenheit, zumal in dieser Gruppe ...

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Montag, 7. Mai 2007
Mehr als nur Lebkuchen
Könnte das Motto dieser Stadt sein: Torun. Hieß zwischendurch auch mal Thorn, das kann man aber schnell wieder vergessen, denn die meiste Zeit war es doch polnisch. Malerisch an der Weichsel gelegen ist diese alte Hansestadt in erster Linie für seine Lebkuchen bekannt.
Traurig wäre es, wenn dies das Einzige wäre, das man vorfinden würde, begäbe man sich an diesen Ort. Zum Glück hat es die Geschichte aber anders eingerichtet und hat dafür gesorgt, dass Torun sowohl bis heute (bzw. wieder) eine unglaublich schöne und vor allem in ihrer Struktur überwiegend intakte mittelalterliche Innenstadt gotischen Stils hat, als auch Ort einer äußerst glücklichen Fügung für die Wissenschaft. Denn genau hier traf ungefähr im Mai 1472 ein Spermium des Kupferhändlers und Regierungsbeamten Nikolaus Kopernikus Senior (Mikolaj Kopernik) auf eine Eizelle von Barabara Watzenrode. Wie es sich für gute Polen gehörte, waren beide zu diesem Zeitpukt natürlich schon verheiratet. Durch diesen doch recht willkürlichen und wohl primär lustgeleiteten Umstand gebar Madame am 14. Februar 1473 eine Jungen, der orgineller Weise nach damaliger Sitte - die leider bis heute noch nicht ausgerottet werden konnte - den Namen seines Vaters trug. Nachdem seine Geburt schon ein paar Jahre zurücklag schwang sich Nikolaus auf zu großen Taten und zeigte der Welt der Astronomie, wo der Hammer in Zukunft hängen würde. Er war schon ein Tausendsassa, der Niko! Astronom, Angehöriger des Klerus, Reformierte auch mal nebenbei das preußische Münzwesen und reiste durch die halbe (damals bekannte) Welt. Italien, Polen, Deutschland - er bekam einfach nicht genug. Heute haben wir armen Touristen mit den Folgen zu leben! Überall ist er in dieser doch so schönen Stadt! Keine Ruhe hat man vor diesem Geist.



Abgesehen davon ist Torun aber absolut sehenswert. Besonders empfenlenswert der Blick vom anderen Ufer der Weichsel auf die in großen Teilen noch erhaltene Stadtmauer und das Panorama Toruns, das den Eindruck vermittelt, es sei immer noch eine Stadt im ausgehenden Mittelalter. Die Autos und die beiden Stahlträgerbrücken muss man sich dann aber wegdenken. Das Kopernikus-Haus inklusive des Museums ist aber auch ganz nett - vor allem architektonisch.
Und trotz aller Aktivitäten - vier Museen, zweimal Kino etc. - hatten wir am zweiten Tag schon das Gefühl mindestens fünf Mal durch jede Straße gelaufen zu sein. Plan B sah deshalb vor am Donnerstag nach Poznan weiter zu fahren. Das wurde denn auch in die Tat umgesetzt. Allerdings mussten wir feststellen, dass Poznan ja sehr nett ist - aber weder an Wroclaw noch an Torun kommt es wirklich heran. Sorry, aber das ist so. Immerhin haben sie einen sehr gut bestückten T-Shirt-Laden. Da konnte ich endlich meinen (enormen) Bedarf decken.

Noch ein Wort zum letzten Foto: Meine Idee war es nicht! Na ja, zumindest hatte ich sie nicht zuerst. Außerdem weist es ja nur auf den Herkunftsort der abgebildeten Person hin ... also völlig legitim und keineswegs sexistisch!!!

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