Freitag, 1. Dezember 2006
Polnische Ämter ...
... sind eigentlich wie die deutschen. Erst muss man suchen, wo man eigentlich seine temporäre Aufenthaltsgenehmigung beantragen muss. Dann wird man durch die eine Hälfte des Gebäudes geschickt, um einen (!) Zloty Barbeitungsgebühr zu zahlen. Da hat man schon mindestens zwei Zloty an Nahrungsmitteln verbraucht - für die aufgebrachte Energie beim Laufen. Wieder zurück wird einem dann - allerdings sehr freundlich und bestimmt - eröffnet, dass von dem Antragsformular selbständig drei Kopien zu machen seien. Dumm nur, wenn der einzige Ksero (Kopiershop) im Hause ausgerechnet an diesem Tag nicht geöffnet hat.Das Wojewodschaftsamt: beeindruckend und durchaus einschüchternd.Also wieder zurück, diesmal durch die andere Hälfte des Gebäudes. Protzbau! Frühes 20. Jahrhundert? Egal. Nun also der Frau im Büro klarmachen, dass der Kopierer nicht funktioniert. Verstanden. Dobrze (gut). Noch ein Weilchen warten, weil sich irgendwelche gar nicht Polnisch sprechenden Deutschen wieder mal vorgedrängelt haben. Ich hab's zumindest versucht und, obwohl man mir irgendwann in einem Mischmasch aus Englisch und Deutsch antwortete, konsequent schlechtestes Polnisch geradebrecht. Aber ich wurde verstanden. Yes!
Und kaum hat man sich's versehen - schon war es vorbei und (Daumen drücken!!!) in angeblich einem Monat kann ich schon meine Karte abholen. Das war ja einfach ... *

*Abgesehen von dem Fakt, dass man neben Europäischer Krankenversicherungskarte, Reisepass, Meldebestätigung des Wohnheims, Immatrikulationsbescheid der Uni und sechs Seiten Antragsformular auch noch Kopien von allem dabei haben musste. Aber immerhin keine Passfotos mehr. Puh!

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Sonntag, 26. November 2006
Handball. Endlich!
Juhu! Nach langer Durststrecke bin ich endlich wieder mal mit Handball in Kontakt gekommen. Leider vorerst nur als Zuschauer, aber immerhin EKSTRALIGA. Also die erste Liga in Polen. Und dann auch gleich noch der Tabellenführer aus Lubin gegen die leider etwas abgeschlagen auf dem vorletzten Platz liegenden Mannen von Slask ("Schlonsk") Wroclaw.
Bis zur Halbzeit haben die Jungs aus Wroclaw auch ordentlichen Kampf geboten. Da stand es 15:15. Allerdings hatten sie noch in der drei Minuten vor Ende des ersten Durchgangs mit 15:11 geführt. Letzlich reichte es nur zu einem 29:34, trotz eines verdammt gut aufgelegten russischen Torhüters und eines Halbrechten, der immerhin zwölf Buden machte - aus allen Lagen. Hat nicht sollen sein, Lubin war einfach zu abgeklärt, aber wir bekamen für unser nicht gezahltes Geld (irgendwie war keine Kasse zu finden) soliden Handball - ich sag' mal oberes Mitteldeld 2. Bundesliga - geboten. Handball der (polnischen) Spitzenklasse in der Hala "Orbita", Wroclaw.Manchmal kam in ungefähr zu einem Drittel gefüllten Halle sogar mal Stimmung auf. Die ganzen Halbstarken auf der Gegentribüne hat es wenig gestört. Die sangen die ganze Zeit unglaublich stimmbrüchig (will nich sagen schief) alte Klassiker aus Fußball- und Handball-Arenen. Ach ja, die heiße Schokolade aus dem Automaten war auch ganz lecker. Bier haben wir gar nicht erst gesucht.
Ob des munteren Treibens auf der Platte packte Wiebke und mich doch gleich wieder das Fieber. Ich will auch!!! Dumm nur, dass das Knie halt nicht so will. Das verlangt beständig nur nach Voltaren. Na ja, irgendwann sollte man vielleicht doch mal einen Arzt aufsuchen ...

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Freitag, 24. November 2006
Lesen in gepflegter Umgebung
Leicht kann der Eindruck entstehen, ein Erasmus-Aufenthalt bestünde im Wesentlichen aus dem übermäßigen Konsum von Alkohol, dem Besuch von Konzerten und der losen aber steten Abfolge von irgendwelchen, meist selbstverschuldeten Katastrophen. Gegen diese Einschätzung ist auch im Grunde nicht viel einzuwenden. Es gibt aber auch immer wieder Momente, in denen besinnt man sich des eigentlichen Grundes seines Aufenthaltes.
Lesesaal im Philologischen Institut Die Projektkursarbeit ist jetzt endlich fertig und hoffentlich mit der deutschen Post auf dem Weg nach Berlin. Die polnische Briefbeförderung stockt etwas, die Briefträger haben gerade keinen Bock auf Arbeit und streiken - Genaueres darüber weiß ich leider noch nicht, denn mein Interesse an der Thematik war bisher ähnlich begrenzt wie meine Polnischkenntnisse, die ein genaueres Verständnis des diesbezüglichen Zeitungsartikels verhindert haben. In jedem Falle ist nun noch mehr Zeit sich in die Arbeit für die diversen Seminare zu stürzen. Das war auch exakt das, was wir heute zur Abwechslung mal taten. Damit das Ganze auch angemessen von statten gehen konnte durfte es natürlich nicht irgendein Lesesaal sein, der über unseren seligen Schlummer auf den Büchern wachen durfte. Es musste der Saal im Philologischen Institut in der ulica Nankiera sein! Ein Saal im Sinne des Wortes, leider auch etwas hellhörig. Allerdings nur, wenn sich die pani (Frau) von der Aufsicht mit einem älteren Kollegen unterhält. Da Männer ja bekanntlich nur flüstern können oder eben laut reden aber nichts dazwischen ... na ja, ich hab' nicht kapiert worum es ging. Aber zum Glück musste ich nicht das schnell nachgeschlagene "Halt dein Maul!" (Trzymaj pysk! - Vorsicht: Wortwörtliche und deshalb falsche Übersetzung!) anwenden. Ein feundlicher und ebenfalls leicht angenervter Pole kam mir zuvor. Allerdings fand er Worte der Versöhnung und des Kompromisses. Vorbildlich! Pani und pan (Herr) verzogen sich darauf in die hinteren Gemächer und ihr Gespräch war fortan nur noch als monotones Grummeln zu vernehmen. Ruhe.
Direkt am Saal angrenzend gab es auch eine kleine Handbibliothek mit Nachschlagewerken (auch deutschen und englischen) aus den letzten Jahrzehnten und sogar einem Adressbuch von Breslau aus dem Jahre 1875. Lag einfach so im Regal, ein bisschen vernachlässigt aussehend aber im Original. Hätte nicht gedacht, so etwas einfach im Freihandbereich zu finden.

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