Montag, 20. November 2006
Samotnia* und doch nicht einsam ...
... denn immerhin waren wir ja gut vierzig Leute! Und das auf einer Hütte mitten im Karkonosze (zu deutsch: Riesengebirge) nahe Jelenia Góra. Von Freitag bis Sonntag gaben wir uns endlich auch mal ein wenig Natur. Die Samotnia-Hütte liegt malerisch an einem See, nahe des Sniezka (Schneeball; früher "Schneeeeeee - koppe"). Letzterer war auch das Hauptausflugsziel am Samstag und stellte uns nicht ernsthaft vor Probleme. Nur der Wind war dann im Schatten doch leicht anstrengend, weil kalt. Gesäßkalt! Gut, dass da bei unserer Rückkehr in die Hütte die Duschen nur kaltes Wasser auf die geschundenen Körper spieen. Zumindest auf die derer, die es wieder nicht erwarten konnten. Immerhin war besagten Personen danach warm, was nicht unbedingt von Nachteil war, denn die Heizungen in den Zimmern hatten sich mit den Duschen solidarisiert. Warum auch arbeiten - ist doch Samstag Abend?! Na gut, zur Ehrrettung der Samotnia sollte man nicht unterschlagen, dass der Aufenthaltsraum sehr angenehm warm war. Das Essen, wiederum serviert im kalten Essraum, war lecker und wärmte von innen. Gleiches galt für den Wodka, den wir die zwei Stunden von Karpacz auf unseren Rücken nach oben gebuckelt hatten. Zusammen mit Massen von Lebensmitteln - denn es gab in der Hütte zwar was, aber mit dem beliebten "Höhenzuschlag" - und gefühlten zehn Litern Wasser.

Mit einem Bein schon in Tschechien ... Überhaupt gaben wir uns alle Mühe die Stadtmenschen-überfordert-in-der-Natur-Klischees so weit wie möglich auszuschöpfen. Peter kam am Freitag erst mal ziemlich stylisch ohne Rucksack und dafür mit einer Reisetasche am Bus an und stellte völlig entgeistert fest, dass wir in die Berge fahren würden. Und dann auch noch zum Wandern! Das soll mal einer wissen! Essen selbst mitbringen? Hat mir niemand gesagt! Alkohol ist auch nicht inklusive? Warum erzählt mir eigentlich keiner was? Na, sind wir halt ein bisschen später losgefahren ;-)

Am Abend gab es dann Lagerfeuer mit internationalem Flair. Xiaochen gab die schönsten Lieder seiner chinesischen Heimat zum Besten, Tamir rezitierte ein politisch konnotiertes Gedicht aus Ägypten, Nandita sang dann wieder - etwas aus Indien. Genaueres war nicht zu erfahren. Glen weigerte sich die USA zu vertreten, Ulas war auch nicht in der Lage die Ehre der Türkei verteidigen. Und wir Deutschen? Erster Versuch: Biene Maja. Typisch deutsch! Endete in einem inbrünstig intonierten Miszmasz aus mehreren Sprachen. Zweiter Anlauf: Brandenburg. Schönes Lied - vor allem für alle die nicht aus dieser Ecke stammen - kannten aber zu Wenige. Dritter Versuch: Weihnachtslieder. Kläglich! Viertens und Letztens: He-jo, spann den Wagen an. Kannten alle, wurde aber ganz schnell in irgendwas pseudo-sozialkritisches von wegen "... stoppt den Sozialabbau im Land!" abgewandelt. Wie auf einer Linkspartei.PDS Sympathiekundgebung! Fehlte eigentlich nur noch der Rotwein, um sich mal wieder gepflegt über das System und die Globalisierung aufzuregen. Na ja, Bier tut's ja auch.
So ging sie dahin die Zeit und schon war es wieder Sonntag, aufstehen, verkaterte Franzosen (und Deutsche, sowie einen Belgier) brutal aus dem Bett werfen und zurück nach Karpacz. Dort zwei Stunden auf den Bus gewartet, weil Basia der Meinung war, wir würden bergab für eine Strecke, für die wir aufwärts eine knappe Stunde gebraucht hatten wenigstens eineinhalb benötigen. Schon aus Prinzip - nur um sie zu widerlegen - waren wir innerhalb von 30 Minuten unten. So sah es aus ...

Ach ja, die Landschaft ist übrigens herrlich!

Himmlisch ...

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* Wortstamm samotnie (einsam)

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