Samstag, 7. Oktober 2006
Zimmer mit Aussicht ...
So! Jetzt hab' ich mein Einzelzimmer. Nach einer knappen Woche, in der ich jeden Morgen gegen acht Uhr in der administracja auf der Matte stand und mir immer gesagt wurde, mein Zimmer sei entweder noch nicht frei, die Schlüssel würden fehlen oder es sei noch nicht gereinigt worden, war es am Donnerstag dann endlich so weit!
Das Ergebnis heißt XIV. Stock mit Blick auf die Stadt (widok na miasto) und einem französischen sowie einem polnischen Nachbarn, mit denen man sich die Küche teilt. Gauthier, das ist - wie man unschwer erkennen kann - der Franzose, hat dann auch gleich mal was gekocht und nach kurzer Zeit saßen hier drei Franzosen und mit Valerie eine weitere Deutsche, die fließend französisch spricht und haben sich in der besagten Sprache angeregt unterhalten. An solchen Stellen bereut man es wieder, nicht doch Französisch in der Schule gewählt zu haben! Aber mit meinem limitierten und vom Polnischen verunreinigten Spanisch konnte ich zumindest in Ansätzen verstehen, worum es ging.
Vielleicht sollte man anstatt eines Auffrischungskurses in Englisch die Sprache der Kinder Frankreichs lernen. Allerdings birgt das die akute Gefahr, sich mit dem ebenfalls nicht gut sitzenden Polnisch gänzlich zu verlieren. Also wohl doch eher nicht.
Fotos von der spontanen Einweihungs-feier - wenn man das bei ungefähr acht Leuten überhaupt sagen darf - gibt's leider keine, da irgendwie sehr schnell niemand in der Lage war, überhaupt noch zu fotografieren. Teuflisch guter polnischer Wodka (gemeint ist: "Wódka Zoladkowa Gorzka"; Schreibweise nicht ganz korrekt, aber die Zeichen erkennt das Programm nicht) war wohl die Hauptursache. Gut ist dabei nicht allein der Geschmack, nein, er verursacht auch so gut wie keine Kopfschmerzen am nächsten Tag, wenn man einigermaßen Wasser nebenher trinkt. Wäre es nicht so, könnte ich diesen Bericht nicht schreiben und die Aussicht genießen ...

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Mittwoch, 27. September 2006
Wohnsituation
Zugegeben, es wohnt sich ganz angenehm im "Bleistift", denn so heißt dieses Prachtstück der sozialistischen Architektur. Wenn der "Olówek" auch geringfügig niedriger ist als sein Schwesterschiff, der "Kredka" ("Buntstift") , so ist er doch dazu auserwählt Semester für Semester die feierwütige Posse der ERASMUS/SOKRATES-Studenten zu beherbergen.

Die Zimmer sind alle gleich, auch wenn manche Küchen etwas größer wirken als andere. Einzelzimmer gint es nur schrittweise ab Beginn des Semesters und das Internet nimmt sich gerne mal in einigen Stockwerken eine Auszeit. Ganz beliebt bei Ausfällen sind auch Apple-Rechner! Normal sind in diesen Wohnheimen ohnehin Doppelzimmer, man ist das als verwöhnter Deutscher mit seinem Drang nach Privatsphäre nur nicht mehr gewöhnt. Aber es kann halt auch nerven, wenn wie beim guten Kilian, der lokator Infromatik studiert und vorzugsweise bis nachts um vier an seinem Rechner sitzt.

Die Regeln des akademik (Wohnheim) sind ziemlich strikt. Keine unangemeldete Party, und schon gar nicht nach nach 23 Uhr! Fast alles muss man hier schriftlich beantragen. Gästezimmer, Internetanschluss, Waschmaschinennutzung, Besuch auf dem Zimmer, der übernachten will. Besucher müssen eine ID an der Rezeption abgeben und offiziell 22 Uhr wieder raus sein. Manche der Damen im besten Alter an diesem Schalter aber drücken auch ein Auge zu und lassen unsere Gäste schon mal bis 24 Uhr drin, ohne Stress zu machen. Das funktioniert aber nicht immer und wie gesagt nur bei einigen Frauen. Manche scheren sich gar nicht und man kann theoretisch sogar hier als Externer übernachten, manche aber sind äußerst rigoros.
Platz für Fahrräder ist ebenfalls nicht im Sinne eines Abstellplatzes oder gar eine Kellers vorhanden. Vielmehr ist es gar untersagt, die Räder draußen, unterhalb des Eingangs des "Olówek" abzustellen. Stattdessen sollen wir doch bitte schön die Fahrräder mit auf unsere Balkone nehmen. So weit, so gut. Dumm nur, dass oft die beiden großen Aufzüge - in die die Räder passen würden - schlichtweg nicht fahren. Dann müssen sich all die armen Menschen samt hochkant gestelltem Rad in den kleinen Aufzug zwängen. Es gibt aber auch Leute, die ihr heißgeliebtes rower weiterhin unten vor dem akademik anschließen. ;-)

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