Montag, 7. Mai 2007
Mehr als nur Lebkuchen
Könnte das Motto dieser Stadt sein: Torun. Hieß zwischendurch auch mal Thorn, das kann man aber schnell wieder vergessen, denn die meiste Zeit war es doch polnisch. Malerisch an der Weichsel gelegen ist diese alte Hansestadt in erster Linie für seine Lebkuchen bekannt.
Traurig wäre es, wenn dies das Einzige wäre, das man vorfinden würde, begäbe man sich an diesen Ort. Zum Glück hat es die Geschichte aber anders eingerichtet und hat dafür gesorgt, dass Torun sowohl bis heute (bzw. wieder) eine unglaublich schöne und vor allem in ihrer Struktur überwiegend intakte mittelalterliche Innenstadt gotischen Stils hat, als auch Ort einer äußerst glücklichen Fügung für die Wissenschaft. Denn genau hier traf ungefähr im Mai 1472 ein Spermium des Kupferhändlers und Regierungsbeamten Nikolaus Kopernikus Senior (Mikolaj Kopernik) auf eine Eizelle von Barabara Watzenrode. Wie es sich für gute Polen gehörte, waren beide zu diesem Zeitpukt natürlich schon verheiratet. Durch diesen doch recht willkürlichen und wohl primär lustgeleiteten Umstand gebar Madame am 14. Februar 1473 eine Jungen, der orgineller Weise nach damaliger Sitte - die leider bis heute noch nicht ausgerottet werden konnte - den Namen seines Vaters trug. Nachdem seine Geburt schon ein paar Jahre zurücklag schwang sich Nikolaus auf zu großen Taten und zeigte der Welt der Astronomie, wo der Hammer in Zukunft hängen würde. Er war schon ein Tausendsassa, der Niko! Astronom, Angehöriger des Klerus, Reformierte auch mal nebenbei das preußische Münzwesen und reiste durch die halbe (damals bekannte) Welt. Italien, Polen, Deutschland - er bekam einfach nicht genug. Heute haben wir armen Touristen mit den Folgen zu leben! Überall ist er in dieser doch so schönen Stadt! Keine Ruhe hat man vor diesem Geist.



Abgesehen davon ist Torun aber absolut sehenswert. Besonders empfenlenswert der Blick vom anderen Ufer der Weichsel auf die in großen Teilen noch erhaltene Stadtmauer und das Panorama Toruns, das den Eindruck vermittelt, es sei immer noch eine Stadt im ausgehenden Mittelalter. Die Autos und die beiden Stahlträgerbrücken muss man sich dann aber wegdenken. Das Kopernikus-Haus inklusive des Museums ist aber auch ganz nett - vor allem architektonisch.
Und trotz aller Aktivitäten - vier Museen, zweimal Kino etc. - hatten wir am zweiten Tag schon das Gefühl mindestens fünf Mal durch jede Straße gelaufen zu sein. Plan B sah deshalb vor am Donnerstag nach Poznan weiter zu fahren. Das wurde denn auch in die Tat umgesetzt. Allerdings mussten wir feststellen, dass Poznan ja sehr nett ist - aber weder an Wroclaw noch an Torun kommt es wirklich heran. Sorry, aber das ist so. Immerhin haben sie einen sehr gut bestückten T-Shirt-Laden. Da konnte ich endlich meinen (enormen) Bedarf decken.

Noch ein Wort zum letzten Foto: Meine Idee war es nicht! Na ja, zumindest hatte ich sie nicht zuerst. Außerdem weist es ja nur auf den Herkunftsort der abgebildeten Person hin ... also völlig legitim und keineswegs sexistisch!!!

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